ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR by Eberhard Weidner

ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR by Eberhard Weidner

Autor:Eberhard Weidner
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Herausgeber: neobooks Self-Publishing
veröffentlicht: 2014-06-17T22:00:00+00:00


Als er allmählich wieder zu sich kam, hämmerte und pochte es so schmerzhaft in seinem Schädel, als würden noch immer unzählige Hiebe winziger Fäuste auf ihn einprasseln. Hört endlich auf, mich zu schlagen!, dachte er benommen und wollte die Arme hochreißen, um seine vermeintlichen Angreifer abzuwehren, doch er schaffte es nicht.

Mühsam hob er den Kopf, der ihm auf die Brust gesunken war, und öffnete die Augen einen kleinen Spalt. Zunächst sah er alles nur verschwommen und verzerrt wie durch eine völlig zerkratzte Linse, doch dann klärte sich sein Blick allmählich. Er stellte fest, dass er aufrecht saß und auf eine spiegelglatte, dunkle Wasseroberfläche starrte.

»Na, wieder wach? Das wurde aber auch langsam Zeit!«

Christians Kopf fuhr mit einem Ruck herum, als er die bekannte Stimme hörte, was dazu führte, dass erneut stechende Schmerzen von seinem pochenden Schädel wie elektrische Entladungen durch seinen Körper jagten. Er stöhnte leise. Er wollte sich bewegen, wollte aufstehen, doch es ging nicht. Er sah an sich herunter und stellte fest, dass er mit einem groben Strick an einen Holzstuhl gefesselt war. Er bewegte sich ruckartig hin und her, doch das Seil, das sowohl seinen Oberkörper und die Arme als auch seine Beine umspannte, saß zu fest. Alles, was er damit erreichte, war lediglich, dass der Stuhl, auf dem er saß, bedrohlich wackelte. Er hörte auf, bevor er noch in den Teich vor ihm kippte, denn so fest verschnürt, wie er im Moment war, würde er in kürzester Zeit elendig ertrinken.

Er wandte den Kopf, dieses Mal langsamer und behutsamer, und sah den alten Mann, der weniger als zwei Meter von ihm entfernt auf einer Holzkiste saß. Vor ihm auf dem Boden stand eine brennende Sturmlaterne, die einen flackernden Lichtschein auf ihre Umgebung warf.

»Tut es weh?«, fragte Tor Flacev, doch aus seiner Stimme war keinerlei Mitgefühl herauszuhören. Christian konnte es ihm nicht einmal verübeln, schließlich hatte er den Alten zuvor die Kellertreppe heruntergestoßen. Noch bevor er etwas erwidern konnte, fuhr der Alte bereits fort: »Ich hoffe doch sehr, dass es wehtut. Du sollst mindestens so große Schmerzen erleiden wie ich, als du mich die verdammte Treppe hinuntergestoßen hast. Das war nicht sehr nett von dir.«

Auf der Stirn des alten Mannes befand sich eine große, hässliche Wunde. Sie blutete allerdings nicht mehr. Das Blut war geronnen und hatte eine dünne Schorfschicht gebildet. Außerdem hielt er den linken Arm schützend an seinen ausgemergelten Körper gepresst. Die Hand war auf unnatürliche Weise am Gelenk abgeknickt und hing schlaff herunter.

»Du hast wohl gehofft, ich wäre tot?«, sagte Flacev und grinste hämisch. »Damit du dir meine Bücher und Manuskripte in aller Ruhe unter den Nagel reißen und abhauen kannst. Aber nachdem du alles eingepackt hattest, fiel dir wohl plötzlich ein, dass es im Keller auch noch andere Stücke geben sollte. Und so trieb dich deine eigene unersättliche Gier in den Keller. Aber was für ein Schreck, die Leiche war plötzlich weg.« Der Alte lachte kehlig, verstummte jedoch schnell wieder und verzog stattdessen vor Schmerzen das Gesicht. Er presste die rechte Hand gegen seinen Brustkorb. Wahrscheinlich waren auch noch ein paar Rippen gebrochen.



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